COP27: Über Schäden, Verluste und ein Theater, das doch Hoffnung schafft

COP27: Über Schäden, Verluste und ein Theater, das doch Hoffnung schafft

Die 27. Konferenz der Vertragsparteien der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen ist über die Bühne gegangen. Eine Bühne ist auch eine besonders passende Metapher für die globalen Klimaverhandlungen, die schon etwas Theatralisches an sich haben.

Die Superstars der unterschiedlichsten Klimabewegungen, Politiker*innen und die versammelte Weltpresse sitzen im Raum und geben sich bei der Konferenz der Vertragsparteien der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (kurz COP27) große Reden, strategisch getimte Presseaussendungen und Ankündigungen sowie natürlich auch Demonstrationen – mindestens einmal pro Jahr sichtet man einen Menschen, der im Eisbärkostüm gekleidet durch die Gänge spaziert.

Die COP ist trotzdem mehr als ein Unterhaltungsprogramm für Politik-Nerds. Das viele Reden wird von frustrierten Klimaaktivist*innen oft als „Blah Blah Blah“ (© Greta Thunberg) bezeichnet, weil die komplexen Verhandlungen zwischen 198 Vertragsparteien dementsprechend träge sind. Die Debatten geben uns aber durchaus Einblicke in die Zukunft der globalen Klimapolitik und sogar in die großen internationalen Spannungsfelder, die über die Klimapolitik hinaus gehen.

Klimabedingte Schäden und Verluste heuer auf die Tagesordnung

Wie nach dem letzten internationalen Großtreff 2021 im schottischen Glasgow zu ahnen war, gab es heuer wieder ein brisantes Thema, das nicht von der Tagesordnung verschwinden wollte und es in Ägypten tatsächlich erstmals offiziell auf besagte Tagesordnung geschafft hat: Finanzierungsmodalitäten für klimabedingte Schäden und Verluste. Kurz gefasst befasst sich dieser Bereich der Klimapolitik mit jenen Ereignissen, die unsere Anpassungsgrenzen überschreiten. Mit den (finanziellen) Konsequenzen müssen wir uns jetzt auseinandersetzen.

Seit mehr als 30 Jahren fordern deswegen viele (besonders vulnerable) Länder im Globalen Süden eine Finanzierung, um gegensteuern, Infrastrukturen wieder aufbauen und Verluste kompensieren zu können. Wie man sich vielleicht vorstellen kann, sind diese Diskussionen besonders heikel und umgeben von Vorbehalten und Zögerlichkeit seitens vieler reicher Länder mit historisch hohen Emissionen.

Österreich kommt zur Kasse

Nichtdestotrotz steigt der Druck, hier tätig zu werden, und der Schwung hinter diesem Thema war in den letzten Wochen sogar in Österreich spürbar. Österreich hat früh in der ersten Verhandlungswoche ein Zeichen gesetzt und neben einer Handvoll anderer Länder laut einem Tweet der Klimaministerin Gelder „für die Behebung, Vermeidung & Minimierung von Klimawandel-Schäden“ angekündigt – sogar 50 Millionen Euro in den kommenden vier Jahren.

Erst zu später Stunde wurde in den (wie fast traditionell zeitlich überzogenen) Verhandlungen klar, dass die Forderung tatsächlich verwirklicht werden wird. Jetzt wird ein Fonds eingerichtet, um auf klimabedingte Schäden und Verluste zu reagieren. Noch nicht klar ist, wie dieser Fonds im Detail aussehen und umgesetzt werden wird. Diese technischen Fragen sollen allerdings in einem für die Klimaverhandlungen außergewöhnlich schnellen Zeitplan bis nächstes Jahr geklärt und dann im Zuge der COP28 geklärt werden, damit die internationale Gemeinschaft bereits im Jahr 2023 in Dubai zu einer Einigung kommen kann.

Ein arbeitsreiches Jahr beginnt

Trotz Unklarheiten wird dieser Fonds also als der große Sieg der ägyptischen COP gefeiert. Zu Recht. Fortschritte im Bereich Emissionsminderung sind in den letzten Wochen gescheitert und die Frage der Reduktion von fossilen Brennstoffen bleibt ungeklärt. Was die Unterstützung besonders betroffener Länder angeht, ist jedoch ein großer Schritt vorwärts gelungen. Jetzt fängt ein intensives Arbeitsjahr für die Expert*innen und Verhandler*innen an, damit bei der Fortsetzung des COP-Theaters in zwölf Monaten tatsächlich ein Konsens gefunden werden kann und die Finanzierung zur Bewältigung klimabedingter Schäden und Verluste fließen kann.

Foto: Melissa Bradley auf Unsplash


Insight by

Sarah Nash

wissenschaftliche Mitarbeiterin